Gestern wurde im EkoZet Klartext gesprochen: In seinem Vortrag über energieautarke Häuser räumte Prof. Timo Leukefeld mit vielen Fehlentwicklungen der Energiewende auf. Durch einfache Hochrechnungen, konkrete Vergleichszahlen und eine Reihe Praxisbeispiele sorgte er bei den vielen Gästen für mehr Klarheit und faszinierte damit sogar das anwesende Fachpublikum.
Ausgangspunkt des gestrigen Vortrages von Prof. Timo Leukefeld im Energie-Kompetenz-Zentrum Rhein-Erft-Kreis (EkoZet) war das von ihm entwickelte energieautarke Haus – das „Sonnenhaus“. Doch die über 30 Gäste, die für den bekannten Energie-Experten sogar aus Rheinland-Pfalz angereist waren, erfuhren bei Leukefelds eingängigen Ausführungen weit mehr: ein Rundumschlag zum Thema Energiewende und die Rolle der Gebäudetechnologie. Gebannt verfolgte das Publikum – vom Experten bis zum interessierten Hausbesitzer – den zweistündigen Vortrag und diskutierte anschließend intensiv bis in den späten Abend.
Ein Zukunftskonzept: Wärmeversorgung aus der Sonne
Für Leukefelds Ansatz sind zwei Aspekte zentral: zum einen unser realer Energiebedarf. Der liegt mit fast 50% zum weitaus größten Teil bei Wärme (Heizung und Warmwasser) – soviel wie Strom und Mobilität zusammen. In privaten Haushalten sind das sogar 90%. Hier schlummert enormes Potenzial für Einsparmaßnahmen und neue Versorgungskonzepte. Zum anderen ist für Leukefeld die Sonne zentrale Energiequelle. Bedarfsgerecht genutzt, für Solarstrom (Photovoltaik) und Sonnenwärme (Solarthermie), kann in dieser Kombination eine solare Energiedeckung nachweislich vervielfacht werden.
Allen Unkenrufen zum Trotze ist dieses Konzept auch in unseren Breiten tragfähig. Dazu müssen die Abweichungen von Bedarf und Verfügbarkeit der Energieressource in den Winter- und Sommermonaten überbrückt werden. Die Lösung sind Speicher. Bei der Nutzung solarer Wärme gibt es auch hier eine simple, leicht einsetzbare Technik: Wasserspeicher.
Fehlende Lobby und falsche Förderanreize
Leukefelds Ansatz ist nicht neu sondern wird schon seit 30 Jahren in verschiedenen Modellprojekten erprobt und optimiert. Die Firma Jenni Energietechnik aus der Schweiz hat es vorgemacht. Auch Firmen wie Bio Solar Haus, HELMA und einige andere mittelständische Firmen bieten heute schon weit effektivere und günstigere serienreife Lösungen an, als sie in aufwendigen Technik-Projekten des Bundes getestet werden – jüngstes Beispiel: das „Effizienzhaus plus“*.
Ein großes Problem bei der Realisierung von Bau- und Sanierungsprojekten mit dieser vergleichsweise einfachen Technik ist der staatliche Fokus: Es wird ausschließlich auf Strom als treibende Kraft gesetzt. Dadurch sind die zurzeit aufgelegten staatlichen Förderprogramme oft nicht zielführend, sondern konterkarieren zum Teil die Bemühungen zur Energiewende.
Nach wie vor ist Strom aber keine Lösung um im Winter die Wohnung zu heizen. Für die Photovoltaik sind Speichertechnologien zu kostenintensiv und aufwendig. Der Strom der im Winter eben nicht von der Sonne kommen kann, muss dann in Kohlekraftwerken teuer und klimaschädlich produziert werden. Dadurch sind zurzeit favorisierte und geförderte Technologien wie die Wärmepumpe langfristig problematisch. Der Fokus aller Anstrengungen muss also nicht auf Strom sondern auf Wärme liegen. Dort ist das größte Einsparpotenzial, die Technik ist verfügbar und vor allem: bezahlbar.
Die größten Hemmnisse zur Durchsetzung sind wie so oft mangelndes Wissen und fehlende Lobby. Deshalb sollen im EkoZet künftig weitere Veranstaltungen und Seminare zu dem Themenkomplex angeboten werden.
* Ein hochtechnisiertes Modellhaus das ein Jahr in Berlin von einer Testfamilie (die im November 2012 zu Gast im EkoZet war) bewohnt wurde. Auswertungen blieben weit hinter den Erwartungen zurück und das ernüchternde Ergebnis hat dem Image von energetischer Selbstversorgung dadurch eher geschadet. Bei dem Haus wurde rein auf die Versorgung durch Solarstrom durch Photovoltaik gesetzt.