Suche
Suche
Close this search box.
Pressemitteilungen

Expertenforum „Die Zukunft der Mobilität im Rhein-Erft-Kreis“ im EkoZet in Kooperation mit der EnergieAgentur.NRW

Foto: EkoZet | Mirène Schmitz Photography

„Smart Mobility“: Die Verkehrswende ist vernetzt, geteilt und reduziert

Kerpen-Horrem, 18.10.18. Wie soll Sie aussehen, die Zukunft der Mobilität im Rhein-Erft-Kreis? Was hat es mit 180 Millionen freien Plätzen auf sich und wie wirken sich die technischen, politischen und gesellschaftlichen Trends und nicht zuletzt die Emissionsbelastungen auf die Mobilität aus? Wie gehen die Kommunen mit diesen Herausforderungen um? Am 18.09.18 diskutierten Wissenschaftler und Vertreter*innen aus den Kommunen und Kreisen mit geladenen Gästen aus Politik und Verwaltung dieses aktuelle Thema. Thomas Heyer (WDR) leitete die ganztägige Veranstaltung im EkoZet.

Für die beiden Mobilitätsforscher Dr. Weert Canzler vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und Dr. Dirk Wittowsky vom Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung bedeutet eine Verkehrswende und die Zukunft der Mobilität mehr als nur ein Antriebswechsel von Verbrennungsmotoren zu Elektroantrieben, sondern vielmehr eine vernetzte, smarte sowie aktive Mobilität bestehend aus u.a. Fuß- und Fahrradverkehr.

„Allerdings“, so Weert Canzler, „ist die Fokussierung auf die Automobilität als Freiheitsversprechen und Individualität tief in die kollektive Wahrnehmung eingebrannt. Aber auch unsere Steuerungs- und Reglungsfunktionen sind seit Jahrzehnten z.B. durch nahezu kostenloser Parkraum, Dienstwagenreglung etc. auf das Automobil fokussiert“. In den 46 Millionen zugelassenen Autos in Deutschland sitzt oft nur 1 Autofahrer*in und somit bleiben 180 Millionen Plätze frei. Dementsprechend ist auch der Flächenbedarf hoch, Fläche, die wir alle bezahlen, denn das Fahrzeug muss immer irgendwo parken: vor dem Büro, vor der Kita, vor dem Supermarkt.
Alle diese Faktoren machen es schwer sich von bestehenden Routinen zu lösen. „In Anbetracht der PKW Emissionen, die seit 1990 nahezu gleichgeblieben sind, während in anderen Sektoren wie z.B. Industrie z.T. erhebliche Einsparungen verzeichnet werden konnten, stellen diese jedoch ein Problem dar, das angegangen werden müsste“. Eine Reduzierung des Motorisierten Individualverkehr (MIV) und eine Stärkung der „aktiven“ Mobilität (Rad- und Fußverkehr) ist für den Forscher unabdingbar, wenn eine Verkehrswende eingeleitet werden soll.

Raum- und Siedlungsentwicklung als Schlüssel zur Verkehrswende

„Eine mögliche Lösung“, so Dr. Dirk Wittowsky, „ist ein Paradigmenwechsel von der Anpassungsplanung zu einer integrierten Raum- und Siedlungsentwicklung bestehend aus Infrastruktur, Siedlungsstruktur und gesellschaftlichen und technologischen Entwicklungen“. Dazu gehört z.B. bei der Verkehrsplanung, dass die Siedlungsentwicklung in nichtintegrierten Lagen vermieden wird, Angebote multimodal erreichbar sind und das die Stadtentwicklung mit Mobilität und gesellschaftlichen Entwicklungen verknüpft wird. Außerdem sollte „Raum“ für Lebensqualität und Nutzungsvielfalt geschaffen werden. Stichwort: autoarme Quartiere.

Digitalisierung als Treiber der Verkehrswende

Hans-Paul Kienzler von Prognos AG betrachtete in seinem Vortrag „Technologien zur Bewältigung der Verkehrsentwicklung und deren Machbarkeit“. „Eine weitere Herausforderung“, so Kienzler, „stellt der große Zuwachs von Paket- und Lieferdiensten dar, die zu erheblichen Verkehrs- und Schadstoffbelastungen führen. Die eingesetzten Flotten würden allerdings schon jetzt zunehmend mit elektrischen Antrieben ausgestattet“.

Hans-Paul-Kienzler sieht in der Vernetzung und smarten Technologien, wie z.B. flexible ÖPNV Bedienformen, ein intelligentes Parkraummanagement durch Apps und automatisierte Fahrzeuge im Güterverkehr, eine mögliche Antwort zum immer steigenden Verkehr.
Außerdem sieht er eine große Kompetenz technisch die Fragen einer Mobilitätswende zu lösen, allerdings traut er dem Beharrungsvermögen in Deutschland zu, diesen Prozess deutlich zu verlangsamen. „In der Schweiz lassen sich Veränderungsprozesse nicht auf Grund der direkten Demokratie schneller auf den Weg bringen, sondern auf Grund der Tatsache, dass es in der Bevölkerung der Schweiz einen Grundkonsens gibt, die Natur und die Umwelt zu bewahren.“

Schnellbuslinien und Nahverkehr in den Kommunen

Über kommunale und schon umgesetzte Lösungen wurde am Nachmittag diskutiert, als Vertreter*innen von Kommune ihre „best practise“ Konzepte vorstellten.
So hat der Kreis Lippe z.B. unter Einbeziehung von Bürger – und Unternehmensinteressen eine Schnellbuslinie auf den Weg gebracht, die ihrem Namen auch alle Ehre macht. Der Rheinisch-Bergische Kreis stellte Ihr integriertes Mobilitätskonzept vor, die eine enge Zusammenarbeit mit den Bürger*innen umfasste, als Plattform dienten Regionalkonferenzen. Dort wurden die Bedürfnisse der Bürger*innen herausgearbeitet und anschließend konkrete Maßnahmen (Mobilstationen, Betriebliche Mobilität, Rad-Pendler-Routen) erstellt, die nun sukzessive abgearbeitet werden. Die Stadt Kerpen fokussierte bei dem Thema Mobilität auf den Nahverkehr. Es wurde eine Mobilstation am Bahnhof Horrem geschaffen, die Infrastruktur für den Radverkehr mit neuen Radstreifen, Querungen, Beleuchtung der Velorouten verbessert und somit Bausteine für die zukünftige Mobilität erarbeitet.

Auch in der Schlussrunde zeigte sich, dass es ein komplexer Weg zu einer umfassenden Verkehrswende ist. Es gibt unzählige Einzelinteressen, rechtliche Veränderungen und die Herausforderungen der Digitalisierung, die u.a. auf den Weg gebracht werden müssen. Dennoch zeigte sich, dass Städte und Kommunen das Thema „Zukunft der Mobilität“ im Blick haben und zusammen mit den Bürger*innen Konzepte entwickeln und umsetzen. Die Kommunikation und das Gemeinsame Entwickeln und Ideen, so ist die einhellige Meinung im Publikum, ist der Schlüssel für die Weiterentwicklung von Mobilitätsstrategien. Wie der stellvertretende Landrat Bernhard Ripp bei seiner Begrüßung schon festellte „Die Menschen sind heute schon viel weiter, als die Politik manchmal glaubt“.

Infos

Anfahrt

Downloads

Weitere Angebote

Weitere Angebote

Suche
Skip to content